WA 041: das Bekennerschreiben

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15 Jahre 5 Monate her #536 von shoba
Dem Waldelfen war nun doch ein wenig mulmig zumute, als er durch die Straßen von Maraa auf das Rathaus zuritt. Die Waldelfen haben traditionell ein besseres Verhältnis zu den Menschen und Halbelfen als ihre dunklen Vettern, daher war er für diese Aufgabe ausgewählt worden. Dennoch überlegte er sich, ob es nicht doch besser gewesen wäre, eine Eskorte mitzuschicken. Doch sein Herrscher war in dieser Frage eindeutig gewesen. Soldaten hätten ein falsches Zeichen gesetzt, es ging hier nicht darum, einen Konflikt anzufangen, sondern einen Sachverhalt ein für allemal klarzustellen.

Warum konnten sich die niederen Rassen nur nicht mit der Überlegenheit des Elfenvolkes und ihren Regeln abfinden? So viel Leid hätte vermieden werden können, wenn die Kurzlebigen nun endlich ihren Platz unter den Völkern akzeptieren würden, statt ständig gegen die lange bekannten Gesetze der Elfen zu verstoßen. Doch der Aufruf der Erzpriester des Gauklers zeigte, dass sie anscheinend nicht mehr ernst genommen werden:

"Der Adelige Jorgin Waldmoos, einer unserer angesehensten Halbelfen aus Maraa wurde heimtueckisch von einem Assassinen getoetet. Diese Freveltat ereignete sich in unserer Kirche zu Maraa, waehrend Jorgin auf die Audienz mit unserem Erzpriester wartete. Dieses ungeheuerliche Attentat hat somit nicht nur ein Leben gekostet, sondern ueberdies noch unseren gnaedigen Gott erzuernt.

Wir bitten daher jeden, gleich welcher Rasse oder Religion, uns bei der Suche nach seinem Moerder zu unterstuetzen und versprechen eine angemessene Belohnung. Unser Stadtrat hat bereits eine betraechtliche Summe von den Halbelfen in Maraa gesammelt."


Nach nur kurzer Beratung in einem Zirkel, dessen Mitglieder ihm nicht bekannt waren, wurde daher beschlossen, dem Rätselraten um den Tod von Jorgin Waldmoos ein Ende zu bereiten. Und so war er nun mit einem versiegelten Brief sowie einem Symbol der Elfenherrscher, das ihn als offiziellen Boten auswies, auf den Weg nach Maraa.

Es ging erstaunlich schnell, bis sich alle Mitglieder des Stadtrates versammelt hatten. Anscheinend konnten sie die Neuigkeiten, die er überbringen sollte, kaum abwarten. Nach den üblichen Begrüßungsfloskeln übergab der Elf das Schreiben an den Hohepriester, der es aufmerksam studierte und dabei immer blasser wurde. Als die anderen Räte sich immer enger um ihn drängten, um ebenfalls einen Blick auf den Inhalt erhaschen zu können, las der Priester laut vor:

"Wir, die Hueter der Blutes, werden jeden Halbelfen, der es wagt, unseren Wald zu betreten oder andere Halbelfen auffordert, dies zu tun, gnadenlos toeten. Die Halbelfen sind eine niedere Rasse - unwuerdig sich in die Naehe eines Elfen zu begeben.
Jorgin Waldmoos hat versucht die Bevoelkerung von Maraa zum Aufbruch in unseren Wald zu bewegen und wurde gerichtet. Solange Maraa unter dem Schutz des Gauklers steht, werden wir seine Bevoelkerung schonen. Doch diejenigen, die ihre menschliche Zugehoerigkeit leugnen, werden unseren Zorn spueren."

Der Priester blickte den Elfen lange nachdenklich an, bevor er mit grimmigen Gesichtsausdruck nickte, einen großen Beutel mit Kronen aus dem Tisch hervorholte und diesen mit den Worten "Wir werden uns hierüber beraten müssen." übergab. Der Elf nahm den Beutel entgegen und verabschiedete sich ebenfalls mit einem Nicken - eine Verbeugung wäre der Stellung der Halbelfen nicht angemessen gewesen.

Die Anspannung fiel erst von ihm ab, als er die Stadttore von Maraa hinter sich gelassen hatte und seiner Heimat, dem Wald der Elfen, entgegenritt. Immerhin hatten die Halbelfen mittlerweile gelernt, den Jähzorn, den sie von ihren menschlichen Vorfahren geerbt hatten, besser zu kontrollieren. Es würde auch bei den Elfen viel zu besprechen geben.

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