Kleine Begründungsfibel für Zugverschieber

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14 Jahre 3 Monate her - 14 Jahre 3 Monate her #1349 von Alarion
Vielleicht brauchen wir in der WB noch eine weitere Kategorie, ich habe jedenfalls jetzt keinen besseren Platz für meinen nachfolgenden kleinen Beitrag gefunden.

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Kürzlich hat sich eine kleine interne Diskussion über Zugverschiebungen und deren Begründung ergeben. Diese hat mich auf den Gedanken gebracht, der geneigten sowie auch der geradestehenden Leserschaft zwecks Erzielung eines allgemeinen Diskussionsnutzens mal eben völlig unbegründet, gnadenlos, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und unter Ausschluss des Rechtsweges einige Erläuterungen zu Zugverschiebungsbegründungen unterzujubeln.

Wir kennen das doch alle. Man sitzt um 23:45 Uhr zuhause vor dem PC, für morgen ist noch ein Legendszug zu erstellen. Man ist nach einem 22-Stunden-Arbeitstag aus unerfindlichen Gründen schon müde, man kann kaum noch den LPE auf dem 6-Zoll-Bildschirm erkennen (irgendwo muss man die Kosten für all diese Legendspartien einsparen) und eigentlich ist der Zug gar nicht so wichtig, falls der Hauptfeind verschiebt kann man sein riesiges Heer doch bestimmt auch noch nächste Runde angreifen. Man würde deshalb so gerne den Zug mal kurz 1-2 Tage bis Monate verschieben. Aber wie bringe ich es den nervigen Parteikollegen bei, die unverständig von mir die ZAT-Einhaltung (ZAT: ZeitkritischerAuswertungsTerror) erwarten? Richtig - man braucht eine glaubwürdige Zugverschiebungsbegründung!

Der erforderliche Glaubwürdigkeitsgrad einer Zugverschiebungsbegründung hängt von mehreren Faktoren ab:

- Der Benutzer: Mutter Theresa glaubt man tendenziell eine Spur mehr als George W. Bush.
- Der Empfänger: Manche liebenswert-naive Mitspieler glauben einfach alles, bei manchen Legendshaien sollte man dagegen am besten jegliche Infoweitergabe, egal ob Ausrede oder Wahrheit, aus Sicherheitsgründen unterlassen.
- Der Grad der Nutzung: Die erste eintägige Zugverschiebung ist leichter begründbar als ein zugloses Duchlavieren seit Beginn der Wirtschaftskrise.

Auch die Souveränität, mit der eine Begründung vorgebracht wird, hat einigen Anteil an ihrem Erfolg. Hier macht Übung den Meister, man sollte aber allzu routiniert-gelangweilt runtergeleierte Begründungen vermeiden.

So weit, so unklar. Kommen wir zu einigen praktischen Beispielen.

Zu Beginn der Zugverschieberkarriere, unbedarft aber glaubwürdig, kommt man noch locker mit punktuellen Begründungen wie diesen aus:

- Ich musste länger arbeiten (Hinweis: für Studenten nur eingeschränkt nutzbar).
- Ich habe mir den Fuss gebrochen (Hinweis: eingeschränkte Nutzungsanzahl wegen nur beschränkter Anzahl an verfügbaren Gliedmassen).
- Ich hatte Hochzeit/Scheidung/die Geburt eines Kindes (Hinweis: je nach Demenzgrad der Zuhörerschaft höchstens 3-4x jährlich verwenden).

Mit der Zeit und wiederholten Zugverschiebungen halten sich der Vorteil grösserer Routine und der Nachteil steigender Verschiebungsbegründungsschwierigkeiten speziell über längere Zeiträume häufig die Waage. Nun sollte man zur nachhaltigen Senkung des problematischen Wiederholungsfaktors grosszügig flächendeckendere Begründungen einsetzen:

- Die Telekom hat meinen neuen Internetanschluss noch nicht installiert (Hinweis: hoher Glaubwürdigkeitsfaktor und kann mehrere Monate lang eingesetzt werden).
- Ich wurde zur Papstwahl abberufen (Hinweis: nur bei religiös uninteressierten Empfängern einsetzen oder vorher Papstattentat veranlassen, eingeschränkte Nutzungsmöglichkeit für Frauen).
- Meine Schwiegermutter wurde als Terroristin verhaftet und ich musste im Rahmen des Zeugenschutzprogramms umziehen (Hinweis: kann bei abwechselnder Nutzung mit der Hochzeit/Scheidung-Begründung auch mehrfach verwendet werden).

Schliesslich wird irgendwann ein Punkt erreicht, wo sich die Frage stellt - setze ich meiner steilen Karriere als Zugverschieber ein schnödes, zugerstellendes Ende oder riskiere ich die gewagte Alltime-Zugverschiebung? Diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten, hier jedenfalls auch dazu drei legends-apokalyptische Begründungsbeispiele:

- Ich warte mit dem nächsten Zug noch kurz bis Legends 3 kommt (Hinweis: die ideale Dauerausrede für den nächsten ZAT am St. Nimmerleinstag).
- Wegen des Jahreswechselbugs ist mein nächster ZAT erst 2011 (Hinweis: optimal für die wiederholte jährliche Nutzung geeignet).
- Der Hund hat meinen LPE gefressen (Hinweis: nur bei technisch mässig versierten Empfängern nutzen, dann aber toll einsetzbar - kurz, prägnant, hoher Deja vu-Faktor).

Mit diesen Anregungen sollten es intelligente Legendsspieler - also alle die diese Anleitung unverständlicherweise immer noch lesen - leicht schaffen können, die eigene Zugverschiebungskarriere in Gang zu bringen! Ich wünsche frohes Gelingen gemäss dem allzeitgültigen Motto - was du noch heute kannst besorgen, verschieb lieber gleich auf übermorgen!
Letzte Änderung: 14 Jahre 3 Monate her von Alarion.

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14 Jahre 3 Monate her - 14 Jahre 3 Monate her #1350 von Lordaniel
Man, wie kann man blos sowas von Anfang zum Ende so schreiben. :dry:

Und noch schlimmer, es gibt welche, die lesen das auch noch von Anfang bis zum Ende. ;)

Hatte meinen Spaß, danke !!!

Irgendwas davon merke ich mir sicher, hoffentlich.
Und sonst weiß ich nun wo nachlesen.

Goldeneye
Letzte Änderung: 14 Jahre 3 Monate her von Lordaniel.

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14 Jahre 3 Monate her #1351 von cumenor
sehr schön. Wohlwollen....

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14 Jahre 2 Monate her #1355 von Karsten
Wenn man ein Meister der Verschleierung von Sachverhalten ist, kann man sicherlich noch ein paar weitere gute Gründe finden...
(schlechte Anwendbarkeit der Fähigkeit gegenüber Alarion, da er als ehemaliger Kursleiter von "Workshop zur Perfektionierung von Polemik, Verschleierung und Demagogie in drei einfachen Schritten" alle Tricks und Kniffe schnell erkennt, gegen sonstige Personen gute Anwendbarkeit).

Grüße
Karsten

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14 Jahre 2 Monate her #1357 von Ethelberth
Da sind noch die ganzen spielinternen "Begründungen". Natürlich so richtig gut nur, wenn man den Anschein erwecken kann, etwas mehr in Legnds durchzublicken als die Parteigenossen:

"Bei drei Zügen innerhalb einer Produktion bilde ich zu viele Ungelernte aus."

"Den für den Spielsieg absolut wichtigen Heiltrank I bekomme ich leider nur, wenn ich erst nächsten Freitag mit Spieler xy sequenze."

"Ja, ich könnte morgen früh das Hauptheer der Gegner zerschmettern - aber genau damit rechnen sie doch."

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14 Jahre 2 Monate her #1359 von Argonar
Also was sicherlich auch verdammt gut funktioniert und ich gerade in einem Spiel miterlebe ist die Begründung:

Mein Rechner/Internetverbindung/Sofware funktioniert nicht und daher kann ich nicht wirklich agieren. Bzw. durch die dauernden Abstürze kann ich nicht die Befehle speichern.

Das kann man wirklich über Monate bringen. Ich habe meinen Kollegen mal auf diesen Beitrag aufmerksam gemacht, evtl. kommt in Zukunft was Neues.

[Das ist nicht böse gemeint. ;) ]

Außerdem könnte man sehr gut argumentieren:

Mein Konto beim Klaus ist dermaßen in den Miesen, da will ich erstmal Geld überweisen, damit Klaus nichts böses von mir denkt und leider habe ich meinen TAN-Block verschlampt und kann keine Überweisungen tätigen.

Diese Begründung hätte ich fast bringen müssen.^^

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